Gemeindeversammlung am 9. Juli 2025 im Gemeindehaus Jöllenbeck

Die Stühle reichten kaum aus: Im vollbesetzten Gemeindehaussaal in Jöllenbeck stieß die erste Gemeindeversammlung seit Januar 2024 auf reges Interesse. Max Ackermann (Jöllenbeck) führte auf Vorschlag aus der Gemeinde als Versammlungsleiter durch die Tagesordnung. 

 

 

Pastoralteam neu aufgestellt 

 

Unter den drei wichtigsten Punkten – Personal, Finanzen und Gebäude – enthielt der erste gleich eine erfreuliche Nachricht: Presbyter Jürgen Ennen informierte darüber, dass der seit mehr als zwei Jahren angestrebte Übergang vom rein theologisch ausgerichteten  Pfarrteam zum Interprofessionellen Pastoralteam kurz vor dem Abschluss steht. Bekanntlich war die Pfarrstelle von Pfr. Dr. Kersting in jeweils eine halbe Stelle für Gemeindepädagogik und -management umgewandelt worden, um dem Mangel an Pfarrerinnen und Pfarrern zu begegnen und verschiedene administrative Leitungsaufgaben gleichberechtigt auf andere Berufsgruppen zu verteilen. Leider hatte die erste Gemeindemanagerin Ires Dyszack 2024 schon nach vier Monaten ihre halbe Stelle verlassen. Die Ursachen dafür lagen, so Ennen ausdrücklich, nicht auf Gemeindeebene. 
Nun aber sind beide Bereiche neu besetzt: Anke Streilein-Rohdenburg wirkt seit dem 1. Januar 2025 als Gemeindepädagogin und Prädikantin in der Versöhnungs-Kirchengemeinde, Tioria Sihombing ist seit dem 1. Juli als Gemeindemanagerin mit im Boot. Beide stellten sich an diesem Abend den Anwesenden vor. Und auch die Nachfolge von Pfr. Lars Prüßner durfte als fast geklärt angekündigt werden: Dr. Annabel Höpfner steht bereit, nach ihrem Examen Ende August  im Oktober als Pfarrerin in unserer Gemeinde zu arbeiten – zunächst für ein Jahr im Entsendungsdienst. Sie war auf der Gemeindeversammlung noch nicht dabei, stellt sich aber demnächst hier vor – ebenso wie ihre Teamkolleginnen.

 

Dramatische Finanzlage 

Weniger Erfreuliches hatte Finanzkirchmeisterin Anke Butz zu berichten: „Wir werden in den nächsten Jahren mit immer mehr Kürzungen und Einsparungen zu rechnen haben!“ Bis 2035 sei für die Versöhnungs-Kirchengemeinde ein Minus von 34 Prozent zu erwarten; die Lage in anderen Gemeinden ist nach ihren Worten noch dramatischer. Während die Gemeindegliederzahlen und damit auch die Zuweisungen von zurzeit 176618 € durch den Kirchenkreis ständig zurückgehen, lässt sich an den Ausgaben nur wenig einsparen. Vor allem die pflichtgemäßen Einzahlungen für die Baurücklagen haben es in sich: Mit 74.773 € für die drei Kirchen und zwei Gemeindehäuser beanspruchen sie mehr als 13 Prozent unseres Gemeindehaushaltes von 567.879 €. Für 2025 ist mit einem Haushaltsdefizit von 77 000 Euro zu rechnen; die allgemeine Rücklage, aus der das ausgeglichen werden könnte, reicht laut Anke Butz bei gleichbleibendem Defizit pro Jahr gerade noch für sechs Jahre: „Das war’s dann – keine schöne Aussicht!“ 


„Aus“ für multifunktionale Kirchen  

Vor dem Hintergrund dieser Finanzlage ging Pfr. Marcus Brünger auf die Gebäudesituation ein: Sechs Gebäude, so viel sei klar, könne man sich als Gemeinde nicht mehr leisten. Das Vorgängerpresbyterium habe nach Lösungen durch Umbau der Kirchen nach multifunktionalen Gesichtspunkten gesucht. Die Machbarkeitsstudien, die deshalb in Auftrag gegeben wurden, seien aber immer „Denkanstöße und keine Pläne“ gewesen. 
Das neue Presbyterium will sich laut Brünger von diesen Studien verabschieden. Überwiegend liegt es wieder am Geld. Die sehr hohen Umbaukosten lassen sich zurzeit nicht durch Grundstückverwertung gegenfinanzieren, da die gegenwärtige Kosten- und Zinsentwicklung im Baubereich die Rahmenbedingungen deutlich verschlechtert hat. Außerdem ist es nach Auskunft des Kirchenkreises nicht erlaubt, für einen multifunktionalen Umbau auf Mittel aus der Substanzerhaltungsrücklage zurückzugreifen. Die noch einmal erhöhten Auflagen des Denkmalschutzes stellen einen Umbau zusätzlich in Frage. 

 

 

Umgang mit den Gemeindehäusern

 

Zur mittelfristigen Weiternutzung der Gemeindehäuser gab Brünger einen Zwischenstand: Auch wenn der Baubeginn für das Paul-Gerhardt-Haus noch unklar ist, ist der Abriss des Gemeindehauses Jöllenbeck im Herbst unvermeidlich. Presbyter Ulrich Stoll lud in diesem Zusammenhang gleich zu drei Abschiedsaktionen ein. Aus der Machbarkeitsstudie wird die Anregung umgesetzt, die Küche des Gemeindehauses für die Einrichtung einer Teeküche in der Marienkirche zu nutzen und dort auch einen kleinen Sitzungsraum zu schaffen. 
In Vilsendorf stehe das Presbyterium mit der Bürgergruppe VINZ (Vilsendorfer Initiative für ein Nachbarschafts-Zentrum), dem Kirchenkreis und der Landeskirche im Gespräch über einen längerfristigen Erbbaupachtvertrag. Bis zum Abschluss der Gespräche bleibt das Gemeindehaus geöffnet. 
Da das Gemeindehaus in Theesen noch bis März 2027 zur Hälfte von der Stadt Bielefeld zu schulischen Zwecken genutzt wird, läuft sein Betrieb zurzeit annähernd kostendeckend. Danach soll gemeinsam mit dem Förderverein FAKT eine neue Lösung gefunden werden. 


Überhaupt: Bei der Suche nach Lösungen setzt das Presbyterium ausdrücklich auf das Zusammenwirken mit den Gemeindegliedern, wie Reimar Küstermann als Mitglied der Arbeitsgruppe „Kirchengebäude“ betonte. Dr. Silke Plate lud dafür gleich zu einem Ideen-Workshop ein. 

 

Diskussion, Kritik und Einladungen

 

Nach einer kleine „Murmelpause“ war Zeit zur Diskussion, die Raum für Nachfragen, skeptische Anmerkungen und konstruktive Anregungen gab. Unter dem letzten Punkt „Sonstiges“ kam Kritik an der „Zentralisierung“ der Konfirmationen in der Marienkirche zur Sprache. Marcus Brünger und Gemeindepädagogin Katja Ennen als Verantwortliche der Konfirmand*innenarbeit erklärten das mit den personellen und organisatorischen Rahmenbedingungen des „Kompassjahres“: Für nur drei Gottesdienste mit jeweils über 30 Konfis samt Familien brauche man jeweils 600 Plätze – die gebe es nur in der Marienkirche. Die Abendmahlgottesdienste am Vorabend für die Konfi-Familien fänden dafür in allen drei Kirchen statt. 
Beschwerden gab es über die mangelnde Abstimmung von Veranstaltungsterminen: An manchen Tagen konkurrierten mehrere attraktive Konzerte und andere Angebote miteinander. Der Umgang mit dem internen Gemeindekalender, so das Fazit, muss von allen Beteiligten noch besser eingeübt werden. 
Zum Abschluss folgte nach den Angeboten zum Ideen-Workshop für die Kirchengebäude und den Gemeindehausabschieds-Aktionen noch eine weitere Einladung: Presbyterin Irmgard Vogt lud zu Gebetstreffen zur spirituellen Unterstützung der Gemeindeleitung ein jeweils eine Stunde vor der Presbyteriumssitzung . Das Presbyterium tagt in der Regel am ersten oder zweiten Mittwoch des Monats um 19 Uhr im Gemeindehaus Theesen.