Aktuelles aus Haiti (Juli 2022)

Aus Haiti haben wir im Juni einen Bericht erhalten, der trotz aller Katastrophen und politischen Unruhen viel Hoffnung enthält.
So konnte durch Spenden einer Methodistischen Gemeinde in Kentucky ein duales System aus Regenwassernutzung und Grundwasserförderung für die Gärten aufgebaut werden. Das Personal und die älteren Jungen des Waisenhauses haben sehr hart daran gearbeitet.

 Die Frühjahrsernte mit Mais, Bananen, Kochbananen, Bohnen und Kürbis  fiel reichlich aus.
Die Produkte werden für die Gemeinschafts- und Schulspeisung verwendet. „Täglich kommen durchschnittlich 120 Kinder  in das Waisenhaus um eine warme Mahlzeit zu bekommen.
Wir nutzen diese Gelegenheit, um das Evangelium mit ihnen zu teilen. Als Folge davon kommen samstags bis zu 80 Kinder zum Bibelstudium mit Schwester Mona. Einige dieser Kinder gehen sogar sonntags mit uns in die Kirche.
Deshalb preisen wir Gott dafür, dass er selbst in den dunkelsten Zeiten bewegt und die Herzen der Menschen erreicht.

Gerlinde Halama

Zur Geschichte: Das Waisenhaus „Good Shepherd Orphanage“ auf Haiti

Der Frauenkreis am Zentrum Jöllenbeck der Versöhnungs-Kirchengemeinde Jöllenbeck unterstützt seit 1981 das Waisenhaus von Pastor Cassy in Port-au-Prince.

Wir lernten diese Einrichtung über eine Reporterin kennen, die 1973 in Haiti war und danach über das Waisenhaus, die hungernden Straßenkinder und die unsagbare Armut im Land in ihrer Bielefelder Zeitung berichtete.
Beeindruckt von den Schilderungen über die Verhältnisse auf der bettelarmen Karibikinsel auch in unserem Abendkreis entschlossen wir uns spontan, Pastor Cassy mit Spenden zu unterstützen.

Pastor Cassy gründete 1964 das Waisenhaus nachdem er ein verlassenes Kind von einem Polizei-Offizier bekam, der dieses Kind an einem Müllplatz wahrnahm, als es aß, was es finden konnte.
Damit begannen die vielen Jahre der Betreuung der Kinder von Haiti. Der Pfarrer sorgte für die aufgenommenen Kinder nicht nur für das leibliche Wohl, sondern sie wurden und werden auch heute noch geistlich unterrichtet und so erzogen und ausgebildet (z. B. als Handwerker, medizinisches Personal, Lehrer usw.), dass sie später in der Einrichtung arbeiten können.

Inzwischen besteht die Einrichtung aus zwei Waisenhäusern, drei Schulen, einer Handelsschule, einer Tagesstätte, einer kleinen Farm und einer Bäckerei. Die wichtigste Schule ist die in Carrefour mit 200 Schülern und über 75 Kindern im Waisenhaus. Die Farm in Duparc ist so konzipiert, dass sie eine sichere Zufluchtsstätte für Straßenkinder ist. Das Waisenhaus und die Schule unterhalten die kleine Farm, um mit frischen Lebensmitteln versorgt zu werden. Die Schule in Raquette, die sich in dem Haus befindet in welchem Pastor Cassys Eltern wohnten, entwickelte sich prächtig als Tagesstätte / Kindergarten.

Das Speiseprogramm sieht vor, dass außer den Waisenhauskindern auch die Nachbarkinder sowie die Kinder aller Schulen – insgesamt ca. 1000 Kinder – täglich mit einer warmen Mahlzeit versorgt werden. Zusätzlich erhalten 150 Witwen pro Woche je einen Beutel mit fünf Pfund Reis und fünf Pfund Bohnen.

Das Erdbeben am 12. Januar 2010 beschädigte die meisten Gebäude erheblich, so dass von da an die Kinder im Freien schlafen mussten. Ebenso fand der Unterricht unter freiem Himmel statt. Eine erste befreiende Nachricht erhielten wir am 16. Januar 2010 von einem Mitarbeiter, dass die Kinder und Pastor Cassy lebten, sie aber weder Wasser noch Nahrung hatten.

Die erste Hilfe erhielt das Waisenhaus erst in der zweiten Woche nach dem Beben von seinen eigenen Mitarbeitern aus Kentucky. Über die Dominikanische Republik war es ihnen möglich, zwei Lkw-Ladungen mit Nahrung, Wasser und Treibstoff nach Port-au-Prince zu bringen. Danach konnten sie über die militärische Versorgungsstelle am Flughafen zwei große Zelte bekommen, in welchen die Kinder nachts untergebracht wurden.

Die Einrichtung lebt nur von Spenden und Menschen aus aller Welt. Hunderte von Gruppen, die zeitlich begrenzt in der Einrichtung arbeiten, sowohl im medizinischen als auch im Baubereich, waren an diesem großen Werk in den vergangenen fünfundfünfzig Jahren beteiligt.

Im April 2011 erhielten wir die Nachricht von Pastor Cassys Tod. Zuvor hatte er selbst einen Vorstand ausgewählt, der nach seinem Ableben für einen nahtlosen Übergang des Managements sorgen sollte, um seine Arbeit effektiv fortzuführen, die er vor so vielen Jahren begonnen hatte.

Wir Frauen vom Frauenkreis unserer Kirchengemeinde unterstützen nach wie vor das Waisenhaus auf Haiti.
Wir haben weiterhin persönlichen Kontakt und bekommen unsere Spenden jeweils postwendend bestätigt.

Dietlinde Steffan